Es gibt viele Hunde, die Probleme haben, eine gewisse Zeit zu Hause alleine zu bleiben. Häufig werden diese Hunde Hundeverhaltensberatern vorgestellt, weil sie in Abwesenheit des Hundehalters anfangen zu bellen, ihre Stubenreinheit verlieren, Gegenstände des Hundehalters zerstören oder sich selbst verletzen.
Der Leidensdruck der Hundehalter und die Bereitschaft durch Training etwas an dieser Situation zu ändern, ist aufgrund des unerwünschten Verhaltens meist groß. Ziel ist ein ausgeglichener Hund, der es schafft, einige Stunden ohne Lautäußerungen alleine zu bleiben und eine saubere Wohnung ohne zerstörtes Inventar wiederzufinden.
Bevor aber mit dem Training begonnen werden kann, muss die Ursache dieses problematischen Verhaltens gefunden werden. Nicht jeder Hund, der in Abwesenheit seiner Menschen unerwünschtes Verhalten zeigt, leidet unter der Angst vor dem Alleine bleiben (oft fachlich nicht ganz korrekt Trennungsangst genannt).
Durch eine ausführliche Anamnese mit einem qualifizierten Hundetrainer kann ein individueller, auf die jeweilige Ursache zugeschnittener, Therapieplan erstellt werden. Auch bei der gleichen Diagnose kann dieser erheblich variieren!
Oftmals stellt sich heraus, dass die Hunde einfach nicht gelernt haben, alleine zu bleiben und Stress bekommen, wenn sie es plötzlich müssen. Als soziale Lebewesen ist die Nähe zur Gruppe überlebenswichtig. Sie aus freier Motivation heraus ab und an zu verlassen, ist normal, aber kein Gruppenmitglied würde ein anderes vorher räumlich begrenzen, um es am Folgen zu hindern. Isolation bedeutet Gefahr. Der Hund fühlt sich vom Sozialverband ausgeschlossen. Es entsteht Unbehagen, was sich je nach Intensität und Situation zu Angst verstärken kann.
Ist eine solche Angst erst einmal etabliert, bedarf es eines sehr intensiven, konsequent durchgeführten Trainings. Der Hundehalter muss im alltäglichen Leben einige Strukturen ändern. Hierzu gehört u. a. die ständige Verfügbarkeit seiner Aufmerksamkeit zu reduzieren und dem Hund beizubringen, weniger emotional auf Alltagsprobleme zu reagieren. Um dem Hund klar zu machen, dass es etwas absolut Normales ist, wenn der Hundehalter ihn alleine zu Hause zurücklässt, muss dabei an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Rituale des Halters, die dem Hund verraten, dass er gleich alleine bleiben wird, sollten ihren Angst-Ankündigungscharakter verlieren und ggf. etwas Positives einleiten. Der Hundehalter sollte außerdem sein Verhalten beim Gehen und Kommen ändern. Theatralisch tröstende Verabschiedungen sind dabei genauso kontraproduktiv wie extreme Begrüßungen aus Wiedersehensfreude.
Zu beachten ist auch, dass häufig unfachmännische Ratschläge gegeben werden, die im schlimmsten Fall das Angstproblem noch verstärken. Fängt der Hund z. B. während des Trainings aus Verzweiflung an zu bellen, wird oft geraten, erst wieder den Raum zu betreten, wenn er leise ist. Der Hund bleibt dabei aber in seiner Angst, womit das Problemverhalten immer weiter verstärkt wird. Hier wäre es besser, kommentarlos zum Hund zurückzukommen und ihm die Nähe des Hundehalters als Sicherheit zu gewähren. Der Trainingsschritt war hier einfach zu groß gewählt.
Gänzlich abzulehnen sind Strafmaßnahmen, wie z.B. das Nutzen von Antibellhalsbändern, das Hereinkommen und Schimpfen, ein plötzliches gegen die Tür hauen - um nur einige zu nennen. Wenn der Hundehalter das auf ihn und seinen Hund zugeschnittene Training konsequent befolgt, stehen die Prognosen gut, dass der Hund in einigen Wochen entspannt allein zu Hause bleiben kann. Wichtig dabei ist, dass er bis zu den ersten deutlichen Trainingserfolgen außerhalb der Übungsschritte nicht alleine gelassen wird und dabei in seine alten Muster fällt. Eine liebevolle Hundebetreuung, damit der Hund während der Therapie rasche Fortschritte macht, ist hierbei sinnvoll.
Vielen Dank an Verena für den tollen Beitrag!